Strandsegeln

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Mit Schiffen über Land fahren – Mit Rennwagen segeln gehen

Strandsegler sind Menschen, die zum Glück alles andersrum machen: Sie fahren mit Schiffen über Land und setzen Segel auf Rennwagen. Sie geniessen die schönsten Strände, wenn Andere kalte Füsse kriegen – bei Wind und Wetter. Der Sport ist 400 Jahre alt, aber immer noch ein Hobby für Wagemutige im kleinen Kreis. Geboren als Zeilwagenrijden in Holland und Belgien, gepflegt als Char à voile in Nordfrankreich und als Sand Yachting in England, längst angekommen in Deutschland und frisch entdeckt in Australien. Nur die besten und die grössten Strände sind gerade gut genug! Eine Kostprobe für Interessierte. Von Jens Brambusch

Wenn die Flut ihren höchsten Stand hat, das Wasser langsam wieder weicht, das Meer Meter für Meter von dem endlos scheinenden Strand ausspuckt, Sandbänke aus der grauen Nordsee wie aus dem Nichts auftauchen, dann beginnt die Hektik im Yachthafen von Sankt Peter-Ording. Masten werden gesetzt, Segel gehisst, Winschen kreischen, Schoten ächzen. Männer und Frauen zwängen sich in Trockenanzüge, die Gummimanschetten fressen sich in Hals und Arme. Unter den Visierhelmen lugen nur die wachen Augen angestrengt hervor.

Dann geht es los. Yacht für Yacht verlässt den Hafen. Zurück bleiben tiefe Spuren – im Sand. Das Wasser, es ist hunderte Meter entfernt. Wie eine Mondlandschaft liegt die breite Plate zwischen den Dünen und der Wasserkante. Diese einzigartige Landschaft und die kilometerlange Sandbank südlich des großen Steges in der Ortsmitte sind das Revier der Strandsegler von Sankt Peter-Ording.

Der Yachthafen ist der einzige seiner Art in Deutschland. Nicht Boote liegen hier, sondern Dutzende Landyachten. Hochgerüstete Boliden aus Kunststoff und Kohlefaser. Strandsegler, die auf drei Reifen über den Sand sausen, lautlos getrieben vom Wind, auf Geschwindigkeiten wie sie sonst nur auf Autobahnen erlaubt sind. Je nach Klasse und Größe kosten die Segelwagen bis zu 20.000 Euro.